Unter dem Tagungsthema «Energie und gute Rahmenbedingungen für KMU» richtete die 75. gewerblichen Winterkonferenz in Klosters den Fokus auf den Bereich Energie und die damit verbundenen wichtigen KMU-relevanten Fragen.
Mit dem Formular auf der sgv-Website können Sie bis zu acht Personen zur 75. Gewerblichen Winterkonferenz in Klosters anmmelden. Die Teilnahme ist kostenlos.
Die 75. Gewerbliche Winterkonferenz in Klosters ist eröffnet. Das Gipfeltreffen der Gewerblichen Wirtschaft dauert vom 15. bis zum 17. Januar; das Tagungsthema lautet: Energie und gute Rahmenbedingungen für KMU.
Ständerat Fabio Regazzi, Präsident des Schweizerischen Gewerbeverbands sgv, und der Bündner Regierungspräsident Marcus Caduff eröffneten die dreitägige Veranstaltung in der Klosterser Arena.
Anschliessend legte Staatsekretärin Helene Budliger Artieda, Direktorin im Staatssekretariat für Wirtschaft SECO, der illustren Gästeschaft dar, wie der Bund die Rahmenbedingungen für KMU zu verbessern versucht.
Der Donnerstagmorgen, 16. Januar, ist dem Thema «Energie und Versorgungssicherheit» gewidmet und beginnt mit einem Impulsreferat «Energieversorgung Schweiz – Der Versuch einer Auslegeordnung» von Lino Guzzella, ehemals Professor, später Rektor und bis 2019 Präsident der ETH Zürich.
Es folgt ein Impulsreferat «Von Fossil zu Erneuerbar: Für ein sicheres und nachhaltiges Energiesystem» von Christoph Brand, CEO der Axpo Group.
Auf dem anschliessenden Panel zum Thema «Erdöl und Erneuerbare – substitutiv oder komplementär?» diskutieren nebst Christoph Brand: Roland Bilang, Geschäftsführer, Avenergy Suisse, Olivier Waldvogel, Verantwortlicher für die Deutschschweiz, Suisse Eole (Schweizerische Windenergie-Vereinigung) und Matthias Egli, Geschäftsführer, Swissolar (Schweizerischer Fachverband für Sonnenenergie). Die Moderation dieses – und aller restlichen Podien von «Klosters 2025» – liegt wiederum bei Nebelspalter-Chefredaktor Markus Somm.
Ein weiteres Panel «Strom und Gas – zwei Verbündete?» beschliesst den Donnerstagmorgen. Diskutieren werden Yves Zumwald, CEO, Swissgrid, Michael Frank, Direktor, Verband Schweizerischer Elektrizitätsunternehmen VSE und Daniela Decurtins, Direktorin, Verband der Schweizerischen Gasindustrie VSG.
«Energie, CO2-Reduktion und Kosten» lautet der Titel am Donnerstagabend. Ein Impulsreferat zu Nuklearinnovationen und ihrem Beitrag zur CO2-Reduktion von Wilfried Hahn, Aufsichtsrat Copenhagen Atomics und ein solches von Rudolf Minsch, Präsident der Energie-Agentur der Wirtschaft EnAW, lancieren den Abend.
Das anschliessende Panel bestreiten Peter Richner, Stellvertretender Direktor der EMPA, Priska Wismer-Felder, Nationalrätin «Die Mitte» und Co-Präsidentin aeesuisse (Dachverband der Wirtschaft für erneuerbare Energien und Energieeffizienz), Benjamin Schmid, Geschäftsführer Ziegelindustrie Schweiz sowie Patrick Dümmler, Ressortleiter beim Schweizerischen Gewerbeverband.
Am Freitag, 17. Januar, sind Regulierungskosten und Subventionen die Themen des Morgens in Klosters. Ein Impulsreferat «Der lenkende Staat – von Subventionen und Vorschriften» von Eric Scheidegger, Leiter der Direktion für Wirtschaftspolitik und stv. Direktor, Staatssekretariat für Wirtschaft SECO und ein Referat zum leidigen Thema ESG-Regulierung von Beat Brechbühl, Rechtsanwalt und Managing Partner, Kellerhals Carrard setzen das Thema.
Als Highlight der 75. Gewerblichen Winterkonferenz beehrt Bundesrat Guy Parmelin, Vorsteher des Eidgenössischen Departements für Wirtschaft, Bildung und Forschung (WBF), die KMU Tagung, welche traditionellerweise eine Woche vor dem Weltwirtschaftsforum WEF in Davos stattfindet.
Das anschliessende Panel unter dem Titel «Die Schweiz – mitten im Regulierungsdschungel? Und wie ist das Verhandlungsergebnis mit der EU zu beurteilen?» bestreiten Urs Furrer, Direktor Schweizerischer Gewerbeverband sgv, Daniel Wyss, Präsident Schweizerischer Büchsenmacher- und Waffenhändlerverband SBV sowie AVP-Nationalrat Lars Guggisberg.
Am Freitagabend findet die sgv-Wintertagung ihren Abschluss mit einem Gastreferat «Die Schweiz 2030 im neuen Umfeld: Unwahrscheinliches wird wahrscheinlicher» von David Bosshart, Futurist, Philosoph und mehrfacher Autor, Bosshart & Partners sowie einem Referat: «Umfeld im Wandel – welche Rahmenbedingungen brauchen unsere KMU?» von sgv-Direktor Urs Furrer.
Wie gewohnt werden die Politdiskussionen von einem attraktiven Rahmenprogramm begleitet. Dazu gehören das Apéro vom Mittwochabend, offeriert von der Gemeinde Klosters und der Destination Davos Klosters und das grosse Abendessen in der Arena Klosters (Getränke offeriert von Swiss Label und swissstaffing.)
Am Donnerstag über Mittag gibt’s einen Lunch mit Alphornseminar im Restaurant Miraina, offeriert vom Bündner Gewerbeverband.
Nach Abschluss der 75. Gewerblichen Winterkonferenz geht’s mit Taxi-Bussen zum Berghaus Alpenrösli zum Fondueplausch (Getränke offeriert vom Schweizerischen Verband Network Marketing). Anschliessend Rückfahrt mit Taxi-Bussen oder nächtlicher Schlittelplausch nach Klosters (Winterbekleidung und Stirnlampen mitnehmen). Die Schlittenfahrten sind vom Bündner Gewerbeverband offeriert.
Das anschliessende Apéro, offeriert von der Gemeinde Klosters und der Destination Davos Klosters, und das grosse Diner in der Arena Klosters (Getränke offeriert von Swiss Label und swissstaffing) lancierten die 75. Gewerbliche Winterkonferenz stimmungsvoll.
Der Donnerstagmorgen im Programm von «Klosters 2025» war dem Thema «Energie und Versorgungssicherheit» gewidmet. Lino Guzzella, bis 2019 Präsident der ETH Zürich, stellte gleich zu Beginn seines Referats klar: «Die Welt hat kein Energieproblem. Die steigende CO2-Konzentration und das daraus resultierende, sich erwärmende Klima sind die Probleme, die einer Lösung harren.» Und der Energieexperte weiter: «Die massive Erwärmung im Jahr 2024 ist darauf zurückzuführen, dass die Seeschifffahrt keine schwefelhaltigen Treibstoffe mehr verbrauchen darf – und die daraus resultierende Klimakühlung weggefallen ist.» auf die junge Generation, sowohl was das äussere Erscheinungsbild als auch die beruflichen Perspektiven betreffe.
Die Schweiz brauche sehr viel mehr elektrische Energie, um die angestrebte Defossilisierung voranzutreiben. Doch die vom Volk angenommene Energiestrategie 2050, die dieses Ziel anstrebt, «geht nicht auf», ist sich Guzzella sicher. Im Winter werde es der Schweiz massiv an Energie fehlen. Der Strom, der so stark zulegen müsse, werde teurer – «bei 100 Prozent Erneuerbaren sogar schweineteuer.»
Guzzella stellte fest, dass die USA Europa in den vergangenen 15 Jahren ökonomisch abgehängt haben. Grund: Eine verfehlte Energiepolitik diesseits des Atlantiks. «Wir setzen unseren Wohlstand aufs Spiel, wenn wir weiterhin der grossen Illusion erliegen, Sicherheit, Geld und auch Energie seien gratis zu erhalten.» Das Problem CO2 bedürfe einer ökonomischen statt einer ideologischen Herangehensweise – «wir müssen uns von unredlichen Fantastereien lösen und wieder beginnen, zu arbeiten statt zu träumen.» Der Ausstoss von Treibhausgasen müsse weltweit einen Preis bekommen, es dürfe keine Denkverbote mehr geben – und Forschung und Entwicklung seien die besten Investitionen, um das globale Problem zu lösen.
Axpo-CEO Christoph Brand knüpfte an Guzzellas Aussagen an. Dass der CO2-Ausstoss einen Preis habe, sei «extrem wichtig». Die erneuerbaren Energien würden weltweit massiv ausgebaut: Eine Entwicklung, die von drastischen Kostensenkungen angetrieben werde. Die «Winterstromlücke» könne dennoch nicht aus Schweizer Produktion geschlossen werden. Der Import von Strom bleibe wichtig, Autarkie eine Illusion – und ein Stromabkommen der Schweiz mit der EU deshalb umso wichtiger.
«Wir leben seit Jahren von der Substanz, die Entsolidarisierung wächst», und das «Energietrilemma» – das Zusammenspiel zwischen Versorgungssicherheit, Umweltverträglichkeit und Wirtschaftlichkeit – sei nicht gelöst. Die Gesellschaft müsse einen Grundsatzentscheid treffen; für jedes Szenario brauche es einen Kompromiss. Nebst einem Stromabkommen seien die Laufzeitverlängerung für bestehende Kernkraftwerke, der grossflächige Bau von Windrädern und – für Dunkelflauten – der Bau neuer Gaskraftwerke vonnöten.
Auf dem Panel zum Thema «Erdöl und Erneuerbare – substitutiv oder komplementär?» diskutierten nebst Christoph Brand: Roland Bilang, Geschäftsführer Avenergy Suisse, Olivier Waldvogel, Verantwortlicher für die Deutschschweiz, Suisse Eole (Schweizerische Windenergie-Vereinigung) und Matthias Egli, Geschäftsführer, Swissolar (Schweizerischer Fachverband für Sonnenenergie) unter Leitung von Nebelspalter-Chefredaktor Markus Somm.
Für Bilang ist klar: «Erdöl ist und bleibt wichtig. Solar und Wind werden den Wegfall der KKW nicht annähernd ersetzen können.» Waldvogel zeigte sich überzeugt, dass die Technologien vorhanden seien, fossile Energieträger während des Übergangs zu einer neuen Energiewelt effizient einzusetzen. «Es braucht alle möglichen Technologien, aber sicher keine Denkverbote.» Für Egli wird Solarenergie nach wie vor stark unterschätzt; allein werde sie aber das Problem nicht zu lösen vermögen. Und Brand plädierte für «ehrliche Szenarien» und mehr Kostenwahrheit gegenüber allen Formen der Energieerzeugung.
Auf einem weiteren Panel «Strom und Gas – zwei Verbündete?» diskutierten Yves Zumwald, CEO, Swissgrid, Michael Frank, Direktor Verband Schweizerischer Elektrizitätsunternehmen VSE und Daniela Decurtins, Direktorin Verband der Schweizerischen Gasindustrie VSG. Auch hier lautete das Fazit: Es braucht alle Energieträger, nur ein Mix von Technologien – und zudem mehr Markt und weniger Planwirtschaft –können auf lange Sicht die Versorgungssicherheit garantieren.
Klar ist: Die Schweiz wird sich bald entscheiden müssen. Das Zeitfenster wird sehr rasch enger, der Druck steigt. Denn Sicherheit – auch Versorgungssicherheit – ist nicht verhandelbar.
Am Donnerstagmittag war – in Anlehnung an das Tagungsthema vom Vormittag – die Energie der Teilnehmer gefragt. Bei einem gut nachgefragten Alphornseminar konnten sie erste Gehversuche beim Spielen dieses traditionellen Blasinstruments wagen – und beim Lunch im Restaurant Miraina Energie tanken. Beides wurde vom Bündner Gewerbeverband offeriert.
Der Donnerstagnachmittag in Klosters war dem Thema «Energie, CO2-Reduktion und Kosten» gewidmet. In seinem Impulsreferat zu Nuklearinnovationen und ihrem Beitrag zur Energieversorgung kam Wilfried Hahn zum Schluss, dass die Energiewende mit Blick auf Deutschland gescheitert ist. «Wind- und Solarenergie werden nicht glaubwürdig in der Lage sein, den Wegfall der fossilen Energien bis 2050 zu kompensieren.» Der Klimawandel sei ein reales Problem. Der Energiebedarf werde weltweit jedoch weiter ansteigen.
Für den Wirtschaftsingenieur ist deshalb klar, dass die Kernenergie in der nahen Zukunft notwendig sein und bleiben wird. «Sie ist perfekt für die Grundlast und konstanten hohen Bedarf besonders für die Industrie und die Wirtschaft.» Grosse Hoffnung setzt er auf einen kleinmodularen Thorium-Flüssigsalzreaktor, wie ihn das dänische Unternehmen Copenhagen Atomics entwickelt, bei dem Hahn im Verwaltungsrat sitzt. «Eine CO2-freie Energiewende wäre zu einem Bruchteil der Kosten möglich.»
Diese Technologie sei sehr sicher und besteche durch viele Vorteile: «Die Menge an Atommüll ist um den Faktor 366 geringer, und die Abfallprodukte sind massiv schneller abgeklungen.» Thorium sei weltweit verfügbar, und die Vorräte reichten für Tausende von Jahren. Ausserdem sei das Material militärisch uninteressant. «Es besteht kein Proliferationsrisiko.» Und: Eine Kugel Thorium, die in einer Hand Platz finde, liefere die gesamte Energie, die ein Mensch in seinem Leben brauche. «Das entspricht etwa 1000 Eisenbahnwaggons voll Kohle.»
Die technischen Probleme dieses neuartigen Reaktors seien zu 95 Prozent gelöst. Im etwa zwei Jahren soll er im Paul Scherrer Institut (PSI) getestet werden. «Die Schweiz ist verlässlich», konstatierte Hahn. In den 2030er-Jahren ist die Serienproduktion geplant. Bis dahin bleiben noch Herausforderungen. Derzeit befinde sich das Unternehmen in der zweiten Finanzierungsrunde. «Wir brauchen Investoren». Eine Hürde stellten auch die Lizenzierungsbehörden dar. «Es ist schwierig, sie zu überzeugen.»
Rudolf Minsch blies ins selbe Horn: «Wie wenden wir die Energiewende?», fragte er zu Beginn seines Impulsreferats. Dieses handelte von «Lösungen von der Wirtschaft für die Wirtschaft», also dem Konzept der Energie-Agentur der Wirtschaft EnAW, welche Minsch präsidiert, und welche von den Wirtschaftsverbänden gegründet worden ist. Um CO2 einzusparen, vereinbaren die Unternehmen mit diesem Verein einen Zielpfad mit Massnahmen über eine Periode von zehn Jahren. Werden die Ziele erreicht, erhalten die Firmen die CO2-Abgabe rückerstattet. Diese sei in der Schweiz mit 120 Franken pro Tonne weltweit am höchsten, erklärte Minsch. Er untermauerte den Erfolg der EnAW mit eindrücklichen Zahlen. Bis heute haben gut 4700 Unternehmen eine Vereinbarung unterzeichnet. Die Ziele wurden übererfüllt.
Dennoch sei nicht alles in Butter, so der Chefökonom von economiesuisse. «Das Korsett seitens Bund wird immer enger. Wir beobachten eine schleichende Verstaatlichung, und im Energie- und Umweltbereich gibt es immer mehr Regulierungen.» Es sei gar schwierig geworden, den Überblick über alle Förderprogramme zu behalten. Auch diesbezüglich würden die über 120 Berater der EnAW helfen.
Im anschliessenden Panel zur Frage «Erneuerbare – und sonst nichts?» diskutierten Peter Richner, Stellvertretender Direktor der EMPA, Priska Wismer-Felder, Nationalrätin «Die Mitte» und Co-Präsidentin aeesuisse (Dachverband der Wirtschaft für erneuerbare Energien und Energieeffizienz), Benjamin Schmid, Geschäftsführer Ziegelindustrie Schweiz sowie Patrick Dümmler, Ressortleiter beim Schweizerischen Gewerbeverband sgv.
Wismer-Felder zeigte sich erstaunt über die «negativen Töne», die von den Vorrednern teils angeschlagen worden seien, und bezeichnete die KMU indirekt als «Jammeris». «Schlechtreden von Technologien bringt nichts.» Es brauche Fortschritte bei der Energiewende, jedoch keinesfalls die von Minsch vorgeschlagene Wende von der Wende. «Technische Lösungen gibt es. Nur der Wille ist noch nicht vorhanden.»
Richner plädierte dafür, den Subventionsdschungel zu roden. «Richtige Lösungen setzen sich am Markt durch.» Schmid, der eine energieintensive Branche vertritt, sprach sich für Technologieoffenheit aus. «Damit stabile Energie vorhanden ist, müssen wir im Mittelland wohl neue Kern- oder Gas-Kombikraftwerke bauen.» Dümmler warnte vor der Überregulierung. «Deutschland hat es überzogen. Wir in der Schweiz müssen auf den Markt und die Wirtschaft vertrauen.»
Regulierungskosten und Subventionen waren am Freitagmorgen die Themen der sgv-Winterkonferenz. In der Woche vor seinem Besuch am Weltwirtschaftsforum WEF in Davos beehrte Bundesrat Guy Parmelin, Vorsteher des Eidgenössischen Departements für Wirtschaft, Bildung und Forschung (WBF), die KMU-Tagung in Klosters.
«Die Zeiten, in denen wir leben, sind unsicherer geworden», stellte der Wirtschaftsminister fest. Eine ungewöhnliche Häufung von Krisen, eine zunehmend fragmentierte Weltpolitik sowie die Tendenz zur Blockbildung führten Parmelin zum Schluss: «Die seit dem Zweiten Weltkrieg bestehende internationale Ordnung wird schwer erschüttert.» Dadurch gerate auch die Schweiz zunehmend unter Druck, es stünden «heikle Entscheidungen» an. Umso mehr gelte es, die Stärken der Schweiz zu fördern respektive zu erhalten: Den flexiblen Arbeitsmarkt, eine an den Bedürfnissen der Wirtschaft ausgerichtete Berufsbildung, eine moderate Steuerbelastung sowie die Schuldenbremse, welcher eine entscheidende Rolle zukomme. «Zu diesen Stärken müssen wir unbedingt Sorge tragen.»
Parmelin sprach sich deutlich gegen jegliche Industriepolitik aus, welche Grossunternehmen gegenüber den KMU bevorzugten. Besser seien ein schlanker Staat und tiefe Steuern.
Zur nötigen Reduktion der administrativen Belastung trage das seit 2024 in Kraft getretene Unternehmensentlastungsgesetz bei. «Der Schweizerische Gewerbeverband hat diesen Prozess in Gang gebracht», so der Wirtschaftsminister. Zudem sei EasyGov wichtig, der Online-Schalter, in dem sich schon mehr als 100'000 Unternehmen registriert haben, welche darüber aktuell 59 Behördendienstleistungen direkt digital abwickeln können.
Trotz dieser Erfolge: «Die zunehmenden Regulierungen», so Parmelin, «gefährden die Kompetivität nicht nur der Schweiz, sondern von ganz Europa.» Dazu komme die Unsicherheit, was von der neuen US-Regierung zu erwarten sei. Neue (Indien, Chile, Thailand) sowie die bestehenden 43 Freihandelsabkommen seien in dieser Situation ebenso wichtig wie die Absicherung des Zugangs zum EU-Binnenmarkt.
Vor Bundesrat Parmelins Auftritt hatte ein Referat «Der lenkende Staat – von Subventionen und Vorschriften» von Eric Scheidegger, Leiter der Direktion für Wirtschaftspolitik und stv. Direktor Staatssekretariat für Wirtschaft SECO, den Morgen lanciert. Scheidegger stellte fest, dass die Wahrnehmung der administrativen Belastung in der Wirtschaft – hier bleibt sie die Hauptsorge – und der Bevölkerung unterschiedlich sei.
Das Unternehmensentlastungsgesetz und die Regulierungsfolgeabschätzung seien Teil eines Werkzeugkastens für «gute Regulierung». Zudem seien die Vorschläge der Gruppe Gaillard zur Aufgaben- und Subventionsüberprüfung wichtig. Auch für den (unwahrscheinlichen) Fall, dass alle komplett umgesetzt würden, werde das Ausgabenwachstum weiter ansteigen. Von einem «Kaputtsparen des Staates», wie es die Linke lautstark beklagt, könne deshalb nicht die Rede sein.
Mit einem launigen Referat zum leidigen Thema ESG-Regulierung überzeugte Beat Brechbühl, Rechtsanwalt und Managing Partner bei Kellerhals Carrard. Die aktuelle Nachhaltigkeitsreligion ESG –Environmental, Social and Corporate Governance – stelle Form vor Substanz, Nachhaltigkeitsreports wirkten als «Beruhigungspillen und Nebelpetarden», ein Hüst und Hott in Sachen Regulierung könne per se nicht nachhaltig sein, so Brechbühl. «ESG reduziert die Wertschöpfung und schadet so insbesondere den KMU.» Brechbühl plädierte für «GMV statt ESG»: Gesunder Menschenverstand statt Deklarationsverpflichtungen à gogo.
Zur neuen Konzernverantwortungsinitiative 2.0, von welcher KMU laut den Initianten scheinbar «nicht betroffen» seien, sagte Brechbühl: «Das sind Schalmeienklänge; das wahre Ziel ist eine Spaltung der Wirtschaft.»
In der Diskussion «Die Schweiz – mitten im Regulierungsdschungel?» trafen sich die Nationalräte Lars Guggisberg (SVP/BE) und Heinz Theiler (FDP/SZ), Daniel Wyss, Präsident des Schweizerischen Büchsenmacher- und Waffenhändlerverbands sowie Urs Furrer, Direktor des Schweizerischen Gewerbeverbands.
«Die Linke hat es geschafft, dass ‘die Wirtschaft’ in der Bevölkerung mit den Konzernen gleichgesetzt wird», stellte Guggisberg fest. «Das müssen wir ändern, andernfalls werden wir weitere Abstimmungen verlieren.»
Theiler wies darauf hin, dass grosse Dienstleister Regulierungen an KMU weiterreichten, um ihre eigene Nachhaltigkeit unter Beweis zu stellen.
Wyss zeigte am Beispiel der Waffenbranche auf, wie Banken und Versicherungen langjährige Kundenbeziehungen aus Imagegründen kurzfristig aufkündigen, «obwohl wir sowohl für die Armee und die Polizei wie auch für all jene Sicherheitsdienste, welche diese Dienstleister beschützen, jederzeit da sind und sie mit unserer Arbeit unterstützen.»
Furrer wies darauf hin, dass Regulierungen – auch im Bereich ESG – immer wieder als Mittel im Konkurrenzkampf missbraucht werden und richtete einen Appell an die Politik: «Denkt an die KMU, wann immer ihr Regulierungen beschliesst.» Denn immerhin machen die über 600 000 Schweizer KMU stolze 99,8 Prozent aller Unternehmen in unserem Land aus – nicht nichts, müsste man meinen.
Zum Abschluss der 75. Gewerblichen Winterkonferenz am Freitagabend warf der Futurist, Philosoph und mehrfache Autor David Bosshart einen Blick in die Zukunft. «Die Schweiz 2030 im neuen Umfeld: Unwahrscheinliches wird wahrscheinlicher» lautete der Titel seines Gastreferats.
Im Anschluss widmete sich sgv-Direktor Urs Furrer in seinem Vortrag der Frage, welche Rahmenbedingungen unsere KMU brauchen.
Danach ging es mit Taxi-Bussen ins Berghaus Alpenrösli zum Fondueplausch. Die Getränke bei diesem gemütlichen Ausklang wurden vom Schweizerischen Verband Network Marketing offeriert. Die Rückfahrt konnte mit Taxi-Bussen oder mit Schlitten absolviert werden. Der nächtliche Schlittelplausch nach Klosters wurde vom Bündner Gewerbeverband offeriert.