Frauen nehmen immer mehr am Erwerbsleben teil und ĂĽbernehmen immer öfter verantwortungsvolle Positionen. Das zeigen die Resultate der vom SchweizeÂrischen Gewerbeverband sgv und den KMU Frauen Schweiz in Auftrag gegebenen Studie. Die Zunahme von Frauen in den Geschäftsleitungen ist in den letzten fĂĽnf Jahren mit 54,7 Prozent insbesondere in mittelgrossen Unternehmen frappant. Bei Grossunternehmen ist die Anzahl Frauen im Top-Kader hingegen sogar leicht rĂĽckläufig. In KMU passiert Frauenförderung – auch ohne Streikparolen und Frauenquoten.
Ăśber 99 Prozent aller schweizerischen Betriebe sind kleine und mittlere Unternehmen mit weniger als 250 Mitarbeitenden. Die vorgestellte Studie erhebt Daten ĂĽber die Bedeutung und Positionierung von Frauen, welche in einem dieser rund 500 000 KMU arbeiten. Die Untersuchung basiert auf einer Sonderauswertung der Daten der Schweizerischen Arbeitskräfteerhebung (SAKE) fĂĽr das Jahr 2017. Die Ergebnisse können als repräsentativ fĂĽr die Schweiz betrachtet werden. Von 2012 bis 2017 hat sich die Anzahl der Erwerbstätigen in der Schweiz insgesamt um 5 Prozent auf 4,6 Millionen erhöht. Die Anzahl der erwerbstätigen Frauen ist in diesen fĂĽnf Jahren im Vergleich dazu um 7 Prozent gestiegen. Den höchsten Frauenanteil finden wir in Kleinstunternehmen mit 1-9 Mitarbeitenden. Kleine und flexible Strukturen begĂĽnstigen die Erwerbstätigkeit der Frauen.Â
Von links nach rechts: Christine Davatz, Vize-Direktorin sgv und Präsidentin KMU Frauen Schweiz, Daniela Schneeberger, Nationalrätin und Vize-Präsidentin sgv, sgv-Direktor und Nationalrat Hans-Ulrich Bigler sowie sgv Vize-Präsident André BerdozFrauen sind nicht nur in der Anzahl in den KMU im Vormarsch, sondern auch auf den Karriereleitern. Die grössten Zunahmen haben sich bei den angestellten Frauen in der Unternehmensleitung und in Vorgesetztenfunktionen ergeben. Frappant ist insbesondere die Zunahme der Frauen im obersten Kader, also in der Geschäftsleitung. Während im Jahr 2012 26 Prozent aller Personen in dieser Gruppe Frauen waren, sind es im Jahr 2017 beinahe ein Drittel (31 Prozent). Im Vergleich dazu hat sich der entsprechende Wert bei den Männern um 7 Prozent reduziert. Das heisst: Frauen erobern die sogenannte Teppichetage.
Die Zahlen zeigen auch: Die Zunahme der Frauen in Geschäftsleitungspositionen ist insbesondere in mittelgrossen Unternehmen mit einer Mitarbeiterzahl zwischen 50 und 249 gross. Die Anzahl der angestellten Frauen im obersten Kader nahm um satte 54,7 Prozent zu. Dies ganz ohne gesetzlich verordnete Frauenquote. In Grossunternehmen ist eine solche Tendenz nicht feststellbar. Im Gegenteil: Bei Grossunternehmen mit 250 und mehr Mitarbeitenden ist die Anzahl angestellter Frauen in der Geschäftsleitung sogar leicht rückläufig. Und um diese Problematik, die Situation der Frauen in den Grossfirmen, drehen sich die gesamte öffentliche Diskussion und daraus resultierenden Forderungen. «Dabei wird die Realität der Frauen in über 99 Prozent aller Schweizer Unternehmen verkannt», sagt sgv-Direktor und FDP-Nationalrat Hans-Ulrich Bigler an der Medienkonferenz.
Dass Frauen gerade in mittelgrossen Unternehmen sehr häufig in der Geschäftsleitung anzutreffen sind, erstaunt nicht. Frauen, welche hier die Chefposten erobern, tun dies nämlich überdurchschnittlich oft mit einer sehr hohen Qualifikation. 67 Prozent unter ihnen können auf eine Ausbildung auf der Tertiärstufe zurückgreifen. Der Anteil von Frauen mit höchster Ausbildungsstufe in der Geschäftsleitung beträgt über alle Unternehmensgrössen hinweg gesehen 59 Prozent.
Selbstständigkeit ist ein grosses Thema bei erwerbstätigen Frauen in KMU. Die meisten der knapp 73 000 selbstständigen Frauen leiten ein Kleinunternehmen mit 1-9 MitarÂbeitenden und immerhin noch 8’733 ein Unternehmen mit 10-49 Mitarbeitenden. Die kleine Form eines Unternehmens wird den Frauen generell sehr gerecht. Das zeigt der vergleichsweise grosse Anteil an Frauen in Kleinunternehmen von fast 50 Prozent. In Mittel- und Grossunternehmen sind Frauen im Vergleich zu Männern tendenziell weniger häufig anzutreffen.
Frauen nutzen die selbstständige Tätigkeit häufig, das heisst zu 67 Prozent, als Teilzeit-Beschäftigung und können so Familie und Beruf vereinbaren. Der Partner von selbstÂständigen Frauen ohne Mitarbeitende ist zu 28% ebenfalls unternehmerisch aktiv. Das lässt vermuten, dass in diesem Fall häufig gemeinsam ein Unternehmen gefĂĽhrt wird.
Die Studie bestätigt die wichtige Stellung der Frauen in Familienunternehmen. 60 % aller Mitarbeitenden in diesen Unternehmen sind Frauen. sgv-Vizepräsident und Unternehmer AndrĂ© Berdoz betont an der Medienkonferenz wie unersetzlich Frauen in den familienÂeigenen Betrieben sind: «Sehr oft ĂĽbernehmen Frauen SchlĂĽsselrollen im Betrieb als Koordinatorinnen, die den Ăśberblick behalten und die Mitarbeitenden fĂĽhren und coachen. Ohne ihre Mitarbeit könnten zahlreiche KMU gar nicht existieren».
KMU integrieren Frauen ganz natĂĽrlich ins Erwerbsleben, weiss Unternehmerin und sgv-Vizepräsidentin Daniela Schneeberger aus eigener Erfahrung. Die Diskussion um Rolle und Position von Frauen in der Wirtschaft mĂĽsse diesem Umstand viel stärker Rechnung tragen. «Förderung von unternehmerischen Frauen heisst deshalb, gute RahmenÂbeÂdingungen schaffen um Flexibilität zu erhalten. Und Flexibilität ist einer der grossen TrĂĽmpfe der Frauen», so FDP-Nationalrätin Daniela Schneeberger an der MedienÂkonferenz.
Die KMU Frauen Schweiz feiern in diesem Jahr ihr 25-jähriges Jubiläum. Die KMU Frauen Schweiz sind das Netzwerk der mitarbeitenden Partnerinnen und selbstständigen Unternehmerinnen in KMU. Das Netzwerk wurde 1994 vom sgv gegründet. Es ist eine Plattform für Frauenanliegen innerhalb des sgv. Der grösste Dachverband der Schweizer Wirtschaft hat also bereits vor 25 Jahren die Wichtigkeit der Unterstützung der Frauen in der Arbeitswelt und der Gesellschaft erkannt und in den Verband integriert. Unter dem Motto «anerkennen-integrieren-vernetzen» setzt sich das Netzwerk der KMU Frauen mit der Unterstützung des sgv dafür ein, dass die Leistungen der Frauen in Wirtschaft und Gesellschaft vermehrt bekannt gemacht und anerkannt werden. Mit dem durch den sgv zusammen mit dem Schweizerischen Institut für Unternehmerschulung SIU eingeführten eidgenössischen Fachausweis für Unternehmensführung KMU erhalten Frauen die lange gefehlte Anerkennung. «Für diesen innovativen Weg wurden die KMU Frauen Schweiz von der europäischen Kommission mit einem Preis ausgezeichnet», erklärt die Präsidentin der KMU Frauen Schweiz und sgv-Vizedirektorin Christine Davatz.
Nationalrätin FDP/BL, Zentralpräsidentin TREUHAND|SUISSE, Vize-Präsidentin sgv
Président de la Chambre vaudoise des arts et métiers